Fachvortrag RENFE
Zu den grossen Schweizer Eisenbahnfotografen, die sich schon vor über 50 Jahren mit intensiver Vorbereitung und grossem zeitlichem Aufwand den Bahnen auf der iberischen Halbinsel widmeten, gehörte nach Karl Wyrsch und Peter Willen auch der aus Österreich stammende Wahlschweizer Harald Navé. Die Bildbände mit Fotos des im Jahre 2004 leider viel zu früh mit seinem Privatflugzeug tödlich verunglückten Fotografen stehen bei vielen Eisenbahnfreunden im Büchergestell.
Alfred Luft, seit der gemeinsamen Mittelschulzeit mit Harald Navé eng befreundet, hat dafür gesorgt, dass die riesige Fotosammlung von Harald Navé nicht auseinander gerissen worden ist. Es ist Alfred gelungen, die komplette Sammlung zurück nach Wien zu holen, wo Harald den grössten Teil seiner Jugend verbracht hat. Damit hat Alfred auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass österreichische und schweizerische Freunde von Harald und Alfred den fotografischen Nachlass digitalisieren, katalogisieren und damit der Nachwelt zugänglich machen konnten. Diese zeitintensive und anstrengende Arbeit ist noch nicht vollständig abgeschlossen.
Die Verwertungsrechte an allen von Harald Navé erstellten Fotografien liegen bei Alfred Luft. Nach dessen Ableben soll die komplette Sammlung in den Besitz des VEF, des Verbandes der Eisenbahnfreunde Österreichs, übergehen.
Bei der Erschliessung der Navé-Fotos sind wahre Schätze ans Tageslicht gekommen. Weitgehend unbekannt waren beispielsweise die ab 1961 auf mehreren Fahrten nach Spanien und Portugal entstanden Navé-Fotos mit Dampflokomotiven unterschiedlichster Bauarten in eindrücklicher Landschaft. Im Sommer 2017 ist unter dem Titel «Vapor en España: 1961» ein Bildband erschienen, mit über 250 grossformatigen Schwarz-Weiss-Fotos, entstanden anlässlich von Haralds erster Spanien-Reise, die er gemeinsam mit Gerhard Luft unternommen hat. Aus Portugal sind noch keine Navé-Bilder veröffentlicht.
Der Referent Werner Hardmeier hat die grosse Ehre, mit Erlaubnis von Alfred Luft die noch nie publizierten Farbbilder aus den Jahren 1961-72 einem interessierten Publikum zeigen zu dürfen.
Weshalb sind diese Bilder so sehenswert, dass sich am 1. Dezember ein Ausflug nach Zürich lohnt? Harald Navé hat sich in allererster Linie für Dampflokomotiven interessiert, und in dieser Hinsicht waren die Bahnen in Spanien und Portugal in den 60ern noch ausgesprochen attraktiv und vielfältig. Im Gegensatz zu anderen Fotografen war Harald Navé von Anfang an mit dem Auto unterwegs, um die dampfgeführten Züge auf breiter oder schmaler Spur in ihrer charakteristischen Umgebung aufnehmen zu können.
Obwohl die spanischen und portugiesischen Landstrassen damals vielerorts in beklagenswertem Zustand waren, sind ihm zusammen mit seinem Reisegefährten Gerhard Luft ausserordentlich viele Streckenaufnahmen gelungen. Sehr bewusst hat er in der Schweiz entworfene Lokomotiven wie die gewaltige Mallet der «Central de Aragon», die formschöne SLM-Tenderlok für Portugal oder nach Spanien verkauften ehemalige RhB-Dampflokomotiven gesucht und auf freier Strecke im Bild festgehalten. Harald Navés Bilder zeigen die mächtigen Vierkuppler der nur in Spanien in so grosser Zahl verbreiteten Bauarten 2’D (785 Stück), 2’D1′ (256 Stück) und 2’D2′ (10 Stück) in ihrem Element, aber auch von den ins Spanien und Portugal raren Pacifics gelangen ihm eindrückliche Streckenaufnahmen.
Im Sinne von Harald Navé achtet der VEF Wien als Nachlassverwalter darauf, dass seine Fotos nicht im Internet verbreitet werden. Die Herausgabe eines Bildbandes mit den Farbfotos aus Spanien und Portugal ist zurzeit nicht geplant. Wenn man sich ein eigenes Bild von Harald Navés hochstehender Fotokunst und seiner beharrlichen und erfolgreichen Suche nach interessanten Dampflok-Motiven an den abgelegensten Orten der iberischen Halbinsel machen will, kommt man also nicht darum herum, am 1. Dezember nach Zürich Oerlikon zu fahren und dort im Kreis von interessierten Fachleuten Harald Navés Farbbilder und damit die Welt der spanischen und portugiesischen Dampflokomotiven, wie er sie uns überliefern wollte, kennenzulernen.
Seit vielen Jahren habe ich mich intensiv mit der Vielfalt der Dampflokomotiven in jenem Teil Europas befasst. Deshalb übernehme ich die Präsentation selber. Fragen und Ergänzungen während des Vortrages sind wie immer hoch willkommen. Für Interessenten liegen Listen mit den gezeigten Lokomotiven und ihrer Geschichte auf.
Eine Anmeldung ist nicht nötig. Von den Teilnehmern erbitten wir eine angemessene Spende, welche vollumfänglich unserer Archivarbeit zugute kommen wird. Vor Beginn, in der Pause und im Anschluss an den Vortrag sind an der APS-Theke Getränke, Brötchen und Snacks erhältlich.
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