20. ordentliche Generalversammlung der SGEG am 15. März 2025 in Basel

Dem Hinweis unseres Präsidenten in der Einladung zur GV folgend, war ich frühzeitig in Basel, um mich in den Hafenbahnanlagen etwas umzusehen und nach alten abgestellten Lokomotiven Ausschau zu halten. Bei einer steifen Bise und kühlen Temperaturen war das nicht wirklich angenehm…

Die 91 80 6142 042-ID-EDG, ein Trabi (eine ehemalige E42 der Deutschen Reichsbahn DR) und zwei Re 4/4 IV stehen auf einem Abstellgeleise und sind teilweise ausgeschlachtet. Bei den Re 4/4 IV 015 und 016 handelt es sich, wenn die Reihenfolge der Nummern nicht irgendwann getauscht wurde, um die ehemaligen Lokomotiven 10101 und 10102. Diese beiden haben einen BBC Antrieb, der von Anfang an deutlich mehr Probleme bereitete als der SLM Antrieb der anderen zwei Prototypen… 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Der Tm 98 85 5 237 708 – 3 CH-EDG ist nicht derjenige aus der Eisenbahngeschichte vom 6. März über Werkbahnverkehr im Hafen Basel, sondern wurde wurde 1960 von Jung als Köf 6742 an die Deutsche Bundesbahn (DB) geliefert und kam nach seiner Ausmusterung 1984 zur SOB als Tm 34 für Rangierarbeiten im Bahnhof Einsiedeln. Er trägt noch immer den Namen „s’Mandarinli“. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Diese 4- achsige Diesellok lässt einen Blick auf das weitgehend ausgeräumte Innenleben zu. Angesichts des vielen Rostes stellt sich die Frage was mit der Plachen Abdeckung noch geschützt werden soll… 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Handbediente Weichen sind in der heutigen Zeit selten. Wenn die Weichenwurzel zudem auf einer Stahlbrücke aufgebaut ist, so wird das zur Rarität. Es zeugt davon wie beengt die Verhältnisse im Basler Rheinhafen zum Teil sind. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach

Sehr gerne betrat man danach die windgeschützten und geheizten Räume des Hafenmuseums, die mit Kaffee und Gipfeli noch verlockender wurden.

Bei Kaffee und Gipfeli bildeten sich an den Tischen im Eingangsbereich rasch Gruppen mit intensiven Diskussionen. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Auch rund um die Stehtischchen fanden sich Teilnehmer zu Gesprächsrunden. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach

Da der Wetterbericht und der Regenradar in der nächsten Stunde noch eine Regenpause vorsahen, aber mittelfristig Regen ankündigten, beschlossen wir die Reihenfolge abzutauschen und zuerst den Hafenrundgang unter die Füsse zu nehmen und erst nachher den Vortrag anzuhören und das Museum zu besuchen.
Unser Führer war der Museumsdirektor Rolf Schlebach. Er ist auf einem Rheinschiff aufgewachsen, betätigt sich als eingefleischter Basler aber als Trommelbauer. Er machte uns auf dem Rundgang auf verschiedene interessante Gebäude und Abläufe aufmerksam, die er dank fundiertem Wissen auch ohne PowerPoint Folien mit spannenden Hintergrundinformationen und Zahlen ergänzte.

Der markante 45 Meter hohe Siloturm (bekannt als Bernoullisilo) ist in Wirklichkeit ein Betonbau, der 1923 vom Basler Architekten Hans Bernoulli erbaut und nach dem Vorbild der Hamburger Speicherstadt mit roten Backsteinen verkleidet wurde. Der Silo ist nach wie vor in Betrieb. Die Aussichtsplattform zuoberst diente im Zweiten Weltkrieg als Fliegerbeobachtungsposten der Schweizer Armee und ist leider seit ein paar Jahren aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Im Hintergrund quer über die Strasse ist eine Stahlbeton Lagerhalle zu sehen, die in der gleichen Zeitperiode gebaut wurde und damals (wie heute) mit ihren Dimensionen Aufsehen erregt(e). Heute werden in dieser Halle Aluminiumblöcke gelagert bis sie in eine Aluminiumgiesserei, oder in ein Walzwerk geliefert werden. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Blick in diese Spannbeton Lagerhalle und auf die unzähligen Aluminiumblöcke. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Trotz Samstag machte die Hafenbahn für uns Eisenbahnfreunde ihre Aufwartung mit einem hübschen Containerzug gezogen von einer dreiachsigen MAK Diesellokomotive. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Unerwartet stiessen wir auf einen ausrangierten 4- Achs Anhänger der Basler Trams, den ehemaligen B 1482. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Einfahrt zu den Basler Hafenbecken 1 und 2 liegt praktisch auf der Grenze zu Deutschland. Der runde Turm (Revierzentrale) am rechten Ufer bei der Einfahrt gehört zur Hafenbehörde. Jedes Schiff, das in, oder aus einem der Hafenbecken in den Rhein auslaufen will, muss eine Bewilligung einholen um Kollisionen zu vermeiden. Die beiden Schiffe gehören auch der Hafenbehörde. Das eine ist eine Schub- und Schleppboot, das andere das sogenannte Bibo (Bilgenboot; Bilge = Kielraum eines Schiffes, wo sich Leckwasser und Altöl sammelt). Dank diesen Schiffen können die Rheinschiffe ihre Fäkalien und Altölreste umweltgerecht entsorgen. Speziell beim Öl wird genau Buch geführt, wie viel angeliefert und wie viel entsorgt wurde. Die Differenz muss sich in engen Grenzen halten! 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Nach dem Rundgang versammelten wir uns im Vortragsraum des Museums, wo man sich vom Spaziergang erholen und die Beine strecken konnte. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach

Rolf Schlebach erläuterte uns in einem spannenden Vortrag die Bedeutung der Rheinschifffahrt und des Basler Rheinhafens als Tor zur Schweiz mit Filmen und Bildern. Hier ein paar interessante Fakten:

  • Der Rhein ist von der Quelle bis zum Meer 1232 Kilometer lang, wobei für die Schifffahrt Kilometer 0 in Konstanz definiert ist. Basel liegt bei Kilometer 170 und Rotterdam bei Kilometer 1000
  • Von Basel bis zum Meer sind 240 Höhenmeter zu überwinden. Nebst dem natürlichen Gefälle geschieht dies in 10 Staufen (Schleusen).
    Die Schleusen sind meist 12 oder 24 Meter breit und 185 Meter lang, die gebräuchlichen Schiffe 11.45 Meter breit. Es bleibt also nicht viel Raum zum Manövrieren!
  • Die Schiffe pendeln typischerweise zwischen Basel und den Seehäfen, wobei sie talwärts von Basel bis Rotterdam 50 Stunden brauchen, bergwärts 100 Stunden. Bei Talfahrt sind sie mit 20 km/h unterwegs, bei Bergfahrt mit 10 km/h. Addiert man die Lade- und Entladezeiten, so dauert ein Umlauf (Turnaround) 10 bis 14 Tage, wobei rund um die Uhr gefahren wird.
  • Heute wird ein Grossteil der Transporte mit Containerschiffen geleistet. Wegen der Brücken können bis Strassburg maximal 4 Container übereinander gestapelt werden. Ab da bis Basel sind nur noch 3 Container möglich und wenn man die mittlere Brücke in Basel passieren will, so sind es nur noch 2 Container, oder die halbe Kapazität.
  • Häufig werden Schubverbände gebildet. Ein Schubschiff schiebt mehrere unmotorisierte, aber steuerbare Leichter vor sich her.
    Früher sah man auch mit Seilen hinter einem Schiff gezogene motorlose Kähne.
  • Die Schalen von neuen Rheinschiffen werden heute fast ausschliesslich in China gebaut. Mehrere Einheiten werden gemeinsam nach Europa geschippert, wo sie dann mit den Aufbauten, dem Motor und den Wohnungen ergänzt werden.
  • Die Rheinschifffahrt basiert auf der Mannheimer Acte von 1868. Darauf abgestützt wurde der Rhein mit einheitlichen Regeln schiffbar ausgebaut und für alle Anliegerstaaten nutzbar gemacht.
  • 1832 erreichte das erste mit Personen besetzte Dampfschiff Basel. Damals war der Rhein nicht kanalisiert und suchte sich nach Überschwemmungen immer mal neue Wege. Die Schifffahrt war immer wieder unterbrochen und daher unzuverlässig.
  • Seit der Stilllegung 2010 des ersten Stadtbasler Rheinhafens St. Johann, sind in den beiden Basel noch drei Rheinhäfen auf 148 Hektaren in Betrieb.
  • Das Hafenbecken 1 in Kleinhünigen wurde am 2. August 1922 eröffnet, die Planung erfolgte in den Kriegsjahren!
  • Der Rheinhafen Birsfelden und der Auhafen Muttenz wurde 1937 bis 1940 gebaut.
  • Fast parallel dazu erfolgte 1941 bis 1946 der Bau des Hafenbeckens 2. Mit Pickel, Schaufel und Schubkarren hoben Arbeitslose das 70 Meter lange und 10 Meter tiefe Becken von Hand aus. Der Aushub bildet den Bahndamm zwischen Muttenz und Basel.
  • 1981 wurde das Containerterminal Westquai eröffnet.
  • 2008 erfolgte die Zusammenlegung aller Häfen, die seither als Port of Switzerland firmieren.
Übersichtskarte mit den 3 Standorten von Port of Switzerland. Darstellung aus der Homepage von Port of Switzerland.
  • Jedes Jahr werden in den Basler Rheinhäfen 5-6 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, was ca. 10% der Schweizer Importe entspricht.
  • 40% aller Mineralöle erreichen die Schweiz über den Rhein und den Hafen Muttenz.
  • 4000 bis 6000 Tonnen Aluminium pro Woche werden meist aus Indien über den Rhein in die Schweiz gebracht.
  • 125‘000 Container wurden 2022 in Basel umgeladen, was jeder Vierte Containerimport ist.
  • Apropos Container: wussten Sie, dass die Schweiz die grösste Containernation der Welt ist dank MSC, die ihren Sitz in Genf hat?
  • Deren Containerschiff MSC Michel Cappellini mit Baujahr 2023 ist 399.9 Meter lang und 61.5 Meter breit und kann bis zu 24346 20“ Container transportieren.
  • Die Schiffe von MSC sind aber mehrheitlich nicht unter Schweizer Flagge im Einsatz.
  • Handelsflaggen sind übrigens gemäss internationaler Vorschrift rechteckig. Die Schweizer Nationalfahne hingegen ist quadratisch, weltweit ein Unikum…
  • Die Hafenbahn Basel ist eine 100% Tochter des Port of Switzerland und betreibt rund 50 Kilometer Geleise. Es verkehren jährlich rund 13‘000 Züge.
  • Für die Zukunft sind der trimodale Containerterminal Basel Nord und ein Wasserstoffhub in Muttenz in Planung.

Nach dem Vortrag gab es noch etwas Zeit für den Besuch im Museum mit vielen interessanten und detailreichen Schiffsmodellen und dem grossen Modell der Basler Häfen, das für die Landesausstellung 1939 gebaut wurde und hier einen tollen Ehrenplatz erhalten hat. Es bietet einen schönen Überblick, um das Gehörte geografisch besser einzuordnen. Leider war die Zeit für den Museumsbesuch zu kurz bemessen und im geführten Rundgang fehlte mir die Zeit um einige der Schiffsmodelle zu fotografieren.

Der Vortrag von Rolf Schlebach aus Sicht der Teilnehmer. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Einfahrkurve der Hafenbahn mit der Brücke über den Zufahrtskanal zum gut sichtbaren Hafenbecken 2. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Mündung des Flusses Wiese in den Rhein. Links der Rangierbahnhof der Hafenbahn, der in den nächsten Jahren neu genutzt werden soll. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Mündung des Flusses Wiese von der anderen Seite des Rheins aus gesehen. Nun rechts der Rangierbahnhof der Hafenbahn, und links der Wiese die Spannbeton Lagerhalle, das Silogebäude und das Hafenbecken 1. Auf dem Rhein sieht man ein Dampfschiff, das an Stahlseilen 2 steuerbare Kähne schleppt. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach

Nach dem Museumsbesuch gings ein paar Schritte der Wiese entlang zum nahen Restaurant Schiff, wo das Mittagessen und unsere Generalversammlung stattfanden.

Die Teilnehmer erreichen das Quartierrestaurant «zum Schiff» mit seinen Art Deco-Elementen und weithin sichtbaren Fresken mit stilisierten Hafenmotiven des Basler Malers und Grafikers Burkhard Mangold.. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Nein, dieses Foto täuscht. Als Ehrenmitglied hat Peter keinen Grund, sich zu verstecken. Auch war das Essen reichhaltig und alle wurden satt; man musste also nicht in der Not Papier essen. Und es gab auch nichts an den Papieren zu kauen, da alle Traktanden zügig behandelt werden konnten. Es muss sich also um ein doppelseitig bedrucktes Papier handeln, das er dynamisch gewendet hat. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Unser letztes Jahr zurückgetretenes Vorstandsmitglied Gian wurde als Dank für sein Lebenswerk zugunsten der Eisenbahn und ihrer Geschichte zum Ehrenmitglied ernannt. Roger Bennet überreicht ihm die Urkunde und ein kleines Präsent. 15.03.2025; Foto: Edi Meier, Bülach

Nach Abschluss der Generalversammlung mussten wir zügig zurück zum Hafenbecken 1, wo zwei Rhy Taxi für einen letzten Höhepunkt auf uns warteten. Die Gruppe wurde auf die beiden Boote verteilt und die Schiffsführer erklärten uns nochmals in typischem Basler Dialekt die Sehenswürdigkeiten und Abläufe in den Basler Häfen. Da es Samstag war und keine Rheinschiffe unterwegs waren, erhielten wir sogar die Erlaubnis ins Hafenbecken 2 zu fahren.

Gespannt auf die Hafenrundfahrt bewegt sich die Gruppe zu den beiden Taxischiffen, die am Rand des Hafenbeckens 1 auf uns warteten. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die beiden Rhy Taxi warten vertäut auf uns. Überragt wird die Szene vom mächtigen Dach der Spannbeton Lagerhalle, der wir schon landseitig auf dem Hafenrundgang begegnet sind. Die Dächer schützen nicht nur den Entladebereich, sondern tragen auch die Kranbahnen. Hinter dem dominanten Dach ist auch noch das Silogebäude zu erkennen. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Einfahrt ins Hafenbecken 2 mit der Brücke für die Strasse und die Hafenbahn. Obwohl sie nicht wahnsinnig gross erscheint, können im Normalfall 11.45 Meter breite Schiffe mit drei aufeinander gestapelten Containern passieren. Bei Hoch-, oder Niedrigwasser kann es aber mal Einschränkungen geben… 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Das Wandbild von «Magoo» mit der Schnitzelbank-Legende „Dr Schorsch vom Haafebeggi 2“der Basler Fasnacht weist uns freundlich den Weg in „sein“ Hafenbecken 2. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Grösse des Entladekrans und der Halle wird einem erst richtig bewusst, wenn man als Vergleich die Getreidesilowagen entdeckt, die wie Spielzeuge wirken. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Für Werklok-Freunde ein anderswie kaum fotografierbares Motiv… 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Die Hafenrundfahrt endete am Kleinbasler Ufer. Wegen einer laufenden Demonstration waren die Tramlinien unterbrochen und wir mussten über die Brücke zu Fuss zur anderen Rheinseite wechseln, was dieses Foto erlaubte. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Und weil ich eh schon zu Fuss unterwegs war, nutzte ich die Gelegenheit, die Altstadt und ihre Gassen mal etwas kennen zu lernen. Blick von der Pfalz auf das Kleinbasler Ufer mit dem Claraturm und dem Messeturm undan der langen Leine die Münsterfähre. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach
Der Münsterplatz ist 3 Tage nach der Fasnacht schon wieder sauber geputzt. Es sind nur noch vereinzelte Räppli (Konfetti) zu finden. 15.03.2025, Foto: Edi Meier, Bülach

Das Rahmenprogramm zu unserer 20. Generalversammlung war sehr abwechslungsreich und interessant. Ein herzlicher Dank geht an unseren Führer und Organisator Rolf Schlebach, ans Hafenmuseum für die Gastfreundschaft, ans Restaurant Schiff fürs Essen und den Raum für die Generalversammlung und auch an Roger Bennet für die Idee und Umsetzung.

 

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